Folge 6: Verbreitung von Resistenzen über Wasser
Shownotes
Wasser ist Lebensraum für eine Vielzahl von Mikroorganismen, unter denen sich auch resistente Krankheitserreger befinden können. Teiche, Flüsse und Seen können demnach ein wichtiges Reservoir für Krankheitserreger und antimikrobielle Resistenzen darstellen. Sie gelangen unter anderem über Abwässer, Tiere und Menschen in das Gewässer, von wo aus sie sich weiter ausbreiten können, etwa beim Baden im See oder Trinken von Seewasser.
Im Leibniz-Forschungsverbund INFECTIONS wurde in verschiedenen Projekten die Häufigkeit und Vielfalt von antimikrobiellen Resistenzen in unterschiedlichen Gewässern untersucht. Dabei werden Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gewässern festgestellt. Wie sich das Oktoberfest mit rund 6 Millionen Besuchern aus aller Welt im Abwasser widerspiegelt, war ebenfalls Gegenstand einer Untersuchung.
Warum Resistenzen im Wasser ein Problem sind und was bei den Forschungsprojekten herausgekommen ist, darum geht es in dieser Folge des Podcasts „Mikroben im Visier“. Elisabeth und Christian sprechen darüber mit Prof. Dr. Alex Greenwood von Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin und Prof. Dr. Hans-Peter Grossart vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin.
Resistente Krankheitserreger oder Resistenzgene gelangen über Abwasser aus Haushalten und Krankenhäusern, aber auch aus der Landwirtschaft und auch über Kläranlagen, die resistente Erreger nur teilweise entfernen, in Seen, Flüsse und auch das Meer. Das ist problematisch, weil diese Resistenzen dauerhaft im Wasser verbleiben. Umweltbakterien können Resistenzgene von Krankheitserregern durch horizontalen Gentransfer aufnehmen. Dadurch wird die Umwelt zu einem Reservoir für Resistenzen. Das erhöht das Risiko, dass Menschen über Kontakt mit Wasser (Schwimmen, Trinken, Bewässerung von Nahrungsmitteln) Resistenzen aufnehmen.
Das Problem wird durch die Anwesenheit von Mikroplastikpartikel in Flüssen und Seen noch verstärkt, wie Studien gezeigt haben. Auf den Oberflächen dieser Partikel bilden sich Biofilme, die oft eine hohe Dichte an resistenten Erregern und Resistenzgenen aufweisen.
Das Trinkwasser in Deutschland ist laut Aussage der beiden Experten von guter Qualität. „In Deutschland wird das Trinkwasser sehr gut aufbereitet, sodass die Wahrscheinlichkeit einer direkten Kontamination mit antimikrobiellen Resistenzen sehr niedrig ist“, sagt Hans-Peter Grossart.
Neu in dieser Folge: „Mikrobe des Monats“ In dieser Rubrik stellen wir spezielle Mikroorganismen passend zum jeweiligen Thema vor. Diesmal geht es um coliforme Bakterien. Diese Untergruppe von Bakterien weist auf eine Verunreinigung mit Fäkalien hin und darf zum Beispiel in Trinkwasser nicht vorkommen. Die Idee zur „Mikrobe des Monats“ hatte übrigens Marius Trollmann.
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