Folge 5: Antibiotikaresistenzen aus dem Tierstall
Shownotes
Die Verwendung von Antibiotika in der industriellen Tierhaltung gilt als einer der wesentlichen Treiber von Antibiotikaresistenzen beim Menschen. Stimmt das wirklich? Tatsache ist, dass drei Viertel aller produzierten Antibiotika an Tiere verabreicht werden. Der Einsatz von Antibiotika führt dazu, dass resistente Bakterien entstehen. Diese werden über Tierkot ausgeschieden, gelangen als Gülle auf die Felder und damit in die Umwelt, oder können auch über Fleisch, Milch und Eier zum Menschen gelangen. Wie relevant diese resistenten Erreger tierischen Ursprungs für die menschliche Gesundheit sind, lässt sich allerdings schwer abschätzen.
Tatsächlich gibt es – zumindest in der Europäischen Union – auch eine Reihe von Vorschriften, die dafür sorgen sollen, dass Antibiotika nicht übermäßig in der Tierhaltung eingesetzt werden. So ist es in der EU seit 2006 verboten, Antibiotika als Leistungsförderer zu verwenden, um zum Beispiel das Wachstum der Tiere zu verbessern. Durch diese und weitere Regelungen ist es gelungen, den Verbrauch von Antibiotika in der Tierhaltung deutlich zu reduzieren. So ging die Menge antibakteriell wirksamer Tierarzneimittel von 2011 bis 2022 um insgesamt 68 Prozent zurück (Quelle: Lagebild zur Antibiotikaresistenz im Bereich Tierhaltung und Lebensmittelkette 2024, BMLEH). In anderen Ländern gibt es diese Verbote aber nicht. Hinzu kommt das vielerorts keine Überwachung und Kontrolle des Antibiotikaeinsatzes gibt.
In der heutigen Folge gucken sich Elisabeth und Christian genau an, wie resistente Erreger aus der Tierhaltung in die Umwelt und zum Menschen gelangen, und was dazu im Leibniz-Forschungsverbund INFECTIONS geforscht wird. Dazu sprechen Sie mit einer ausgewiesenen Expertin auf diesem Gebiet: Dr. Tina Kabelitz vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam. Die Biologin leitet dort die Arbeitsgruppe „Infektionen und antimikrobielle Resistenzen in der Nutztierhaltung“.
Die Wissenschaftlerin untersucht nicht nur, wie resistente Erreger aus der Tierhaltung in die Umwelt gelangen, sondern sucht auch nach Wegen, die Ausbreitung zu verhindern, etwa durch besondere Haltungsmaßnahmen. Ein entscheidender Faktor ist hierbei auch das Tierwohl. Tiere, die mehr Platz und Umweltkontakt haben sowie gutes Futter erhalten, sind weniger gestresst und weniger anfällig für Krankheiten, müssen demzufolge auch weniger Antibiotika bekommen. „Da gibt es auch ganz viel Potenzial, wirtschaftlicher zu sein und nachhaltiger zu sein, wenn man den Tieren bessere Haltungsbedingungen liefern kann“, betont Tina Kabelitz.
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